Stress

Es beginnt harmlos. Chronische Stresssituationen wie hoher Druck am Arbeitsplatz, Krise in der Beziehung, Existenzprobleme machen sich in einer ersten Phase in Form von körperlicher und mentaler Erschöpfung immer mehr bemerkbar. Zunächst hält man das für eine völlig normale Reaktion, macht weiter so und wartet auf die kommende Erholung. Doch die Belastungssituation wird immer größer, Lösungen rücken in immer weitere Ferne und zu den Erschöpfungszuständen gesellen sich Ängste, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und andere erste körperliche Symptome. Die Müdigkeit wird zur Qual. Völlig kraftlos und trotzdem innerlich angetrieben, bleibt die ersehnte Ruhe aus. Ausgebrannt, so beschreiben sich Patienten, die oft erst nach langem Zögern Hilfe aufsuchen.  In einer Welt, in der überzogene Leistungserbringung und ununterbrochenes perfektes Funktionieren vorausgesetzt werden, ist es nicht verwunderlich, dass sich immer mehr Menschen in dieser Spirale befinden. Leider wird das Vielen zu spät bewusst. Denn Schwächen zuzugeben, ist nicht erwünscht und macht Angst vor den möglichen Konsequenzen. Also werden die ersten Zeichen des Körpers ignoriert. Schade, denn wenn sich die Betroffenen die notwendige Erholungsphase gönnen würden, wären sie in relativ kurzer Zeit wieder erholt.

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Susanne Radtke macht Übungen mit ihren Patienten

Doch wer nicht auf seinen Körper hört, muss ihn immer mehr fühlen. Die ersten Alarmsignale sind noch relativ leise. In der nächsten Phase sendet er deutlichere Signale. Nach außen erwecken solche Menschen den Eindruck, über sich selbst hinauszuwachsen. Sie wirken auf ihre Umwelt unentbehrlich, ideenreich und extrem motiviert. Sie arbeiten immer mehr, fühlen aber bereits, dass sie diesem Anspruch schon lange nicht mehr gewachsen sind. Die eigenen Bedürfnisse verleugnen sie aber. Wie atemlos hecheln sie hinter den selbst gesetzten Aufgaben hinterher, beginnen aber immer öfter, vor den eigenen Erwartungen zu versagen. Dieser Prozess wird jetzt auch nach außen sichtbar. Es kommt zu Leistungsknicks, die Verleugnung von Misserfolgen und Rückzug sind zu beobachten. Neben den seelischen Symptomen gesellen sich körperliche deutlicher hinzu. Oft ist der Magen-Darmtrakt betroffen, aber auch Schmerzen besonders im Bereich des Kopfes und Nackens sowie am Rücken sind häufig.

Irgendwann kommt der Tag, an dem nichts mehr geht. Ausgebrannt. Das Energielevel geht gegen null. Je später der Betroffene auf seine Symptome gehört hat, desto schwieriger und langwieriger dauert der Heilungsprozess. Während die Erholungszeiten bei den ersten Anzeichen nur wenige Tage bis Wochen dauern, sind in der letzten Phase Monate bis Jahre nötig. Diese Menschen sind in den ersten Wochen so am Boden, dass selbst Sport zu viel wäre, da die Energieproduktion nur noch auf dem niedrigsten Level stattfindet. Der Weg zurück in ein gesundes Leben bedarf viel Fürsorge für sich selbst und von den Coaches, die den Kranken begleiten.

Mein Appell an die Menschen, die sich hier erkennen: Haltet inne. Seht genau hin. Verdrängt nichts. Seid mutig, möglichen Veränderungen und Konsequenzen in die Augen zu sehen. Nehmt zur Lösungsfindung einen Coach Eures Vertrauens hinzu, der von außen Eure Situation unvoreingenommener beurteilen kann. Löst dieses Problem als erstes – es ist das Wichtigste!

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